Die Wichtel und Wölflinge sowie die Caravelles und Explorer und die Ranger und Rover der Pfadfindergruppe 87 aus Wien, Floridsdorf, starteten heute in den zweiten Teil des Projekts „Unsere Stadtwildnis Gerasdorfer Straße“, finanziert durch den Wettbewerb Changemaker #nature. Gemeinsam mit LPV-Naturpädagogin Ilse tauchten die jungen Forscher:innen heute in das Thema „Trockenrasen“ ein und lernten dabei die Natur vor ihrer Haustüre, die Stadtwildnis Gerasdorfer Straße, von einer ganz neuen Seite kennen. Mit der Naturforschungs-App iNaturalist und Becherlupen ausgestattet, sollten heute die ersten Beobachtungen in diesem besonderen und seltenen Lebensraum gemacht werden. Die Beobachtungen werden, einmal hochgeladen, von Expert:innen bestätigt und können so der Wissenschaft zu neuen Erkenntnissen über Lebensräume und Lebewesen verhelfen.
Bevor es ans Erforschen der Stadtwildnis ging, erfuhren die jungen Forscher:innen, wie dieser, auch als „Heißlände“ bezeichnete, Lebensraum überhaupt entstand und warum er so etwas Besonderes ist. Die Pflanzen auf der Heißlände wachsen nämlich auf teilweise meterdicken Schotterschichten, die einst von der noch wild-fließenden Donau hier abgelagert wurden. Weil der Schotter das Wasser sofort in tiefere Bodenschichten ableitet, hat sich hier eine einzigartige, an Trockenheit angepasste, Lebensgemeinschaft gebildet, die man sonst nur aus den Donau-Auen kennt. So entdeckten die Kinder und Jugendlichen eine absolute Rarität, die Adria-Riemenzunge (Himantoglossum adriaticum), eine stark gefährdete Orchideenart, deren lang ausgezogene Blütenblätter Insekten als Landepiste dienen. Außerdem überlegte die Gruppe gemeinsam mit Ilse, warum das Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) so stachlig ist. Auch einige Tiere gingen den jungen Forscher:innen in die Becherlupen, darunter ein Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima), eine unserer größten, heimischen Heuschreckenarten, das man in lauen Sommernächten bald aus allen Baumwipfeln zirpen hören wird. Im Herbst wird die Gruppe für einen Pflegeeinsatz zurückkehren, um den Trockenrasen von aufkommenden, nicht-heimischen Goldruten (Solidago sp.) zu befreien.
Changemaker #nature
Changemaker #nature ist das größte Biodiversitätsprojekt für Jugendliche und Jugendorganisationen in Österreich. Aus insgesamt 27 Einreichungen wählte die junge Jury 18 herausragende Projekte aus. Darunter die Einreichung der Pfadfindergruppe 87, die gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverein bis 2025 Workshops, Naturführungen und Pflegeaktionen in der „Stadtwildnis Gerasdorfer Straße“ unternehmen wird. Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert und von Blühendes Österreich - BILLA gemeinnützige Privatstiftung kofinanziert.
Das Projekt findet in Kooperation mit den Pfadfiner:innen 87 aus Wien, Floridsdorf, und der Stadt Wien statt. Alle Beteiligten sind wichtiger Teil der Netzwerk-Natur-Region, unseres Netzwerks an Menschen für ein Netzwerk an Naturflächen - an der sich bereits 25 Gemeinden und zahlreiche Vereine, Schulen, Landwirt:innen und Unternehmen der Region Thermenlinie-Wiener Becken beteiligen.