Bei schönstem Herbstwetter säten wir heute auf 1,3 Hektar Ackerbrachfläche in Bad Vöslau regionales heimisches Wildblumen-Saatgut aus dem Pannonikum (REWISA zertifiziert) ein, um die Trocken- und Halbtrockenrasen der ehemaligen Kuhheide wiederherzustellen. Mit dabei waren 13 Helfer:innen über Familie Herzog (Weinbau Herzog Brunngassen-Heuriger), die die Fläche seit langer Zeit von der Stadtgemeinde Bad Vöslau gepachtet hat, und 5 Mitglieder aus unserem LPV-Team. Besonders gefreut hat uns, dass auch vier Kinder mit dabei waren.
Die Fläche wurde im Vorhinein von Manuel Herzog für die Ansaat vorbereitet, also umgebrochen und geeggt bzw. gestriegelt. So konnten wir direkt mit der Ansaat beginnen, was auf Grund der vielfältig ausgeformten Samen nur händisch möglich ist, da sich die Samen beim maschinellen Einsäen entmischen würden.
Auf großen Flächen ist es nicht leicht, die Spur bei der Einsaat zu halten. Daher steckten wir immer wieder Bereiche ab, um Orientierungslinien zu haben, an denen sich alle nebeneinander in einer Reihe aufstellten und dann zusammen jeweils in Streifen das Saatgut locker aus dem Handgelenk auf der Fläche verteilten.
Ab Mittag wurde dann noch Federgras (Stipa pennata und Stipa capillata) angebaut. Eine Arbeit, die Geduld benötigt. Die Samen können nicht einfach ausgestreut werden, sondern jeder einzelne Samen muss von Hand in den Boden gesteckt werden. Federgras besitzt sogenannte Bohrfrüchte. In der Natur werden sie mit den langen Grannen vom Wind verbreitet und die spitzen Samen bohren sich anschließend von der Granne angetrieben selbst in den Boden.
Am selben Nachmittag wurde das Saatgut noch von Manuel Herzog angewalzt, damit die Samen guten Kontakt zum Boden haben und bei Wind nicht davon geweht weden.
Das REWISA-Saatgut enthielt insgesamt mehr als 130 Arten, wobei auf Grund der unterschiedlichen Bodenverhältnisse zwei verschiedene Mischungen zum Einsatz kamen. Die Pflanzen sind besonders gut angepasst an das trocken-warme Klima an der Thermenlinie. Die Zusammensetzung aus heimischen Pflanzenarten ist wichtig, für zahlreiche Insekten, von denen viele an bestimmte Pflanzengruppen oder sogar nur einzelne Pflanzenarten als Futterpflanze angepasst sind. Als Decksaat werden unter anderem Kornrade (Agrostemma githago), Österreichische Hundskamille (Anthemis austriaca) und Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria) verwendet.
Im Vergleich zum Morgen war nach getaner Arbeit diesmal kein großer Unterschied auf der Fläche zu erkennen, außer ein paar Fußspuren. Ist es jedoch feucht genug, werden die ersten Keimlinge schon in den nächsten Wochen zu sehen sein. Schon nächstes Jahr erwarten uns und die Insekten dann schon die ersten Blüten, wobei sich die Artzusammensetzung noch über mehrere Jahre verändern wird und dann hoffentlich bald unser Ziel eines schönen artenreichen Trockenrasens und Halbtrockenrasens erreicht.
Vielen Dank an alle Freiwilligen, die so fleißig mitgeholfen haben. Gleichzeitig möchten wir uns bei Karin Böhmer – Voitsauer Wildblumensamen - und ihrem Team herzlich für die aufwändige Arbeit zur Bereitstellung des Wildblumen-Saatguts bedanken, ohne das die Wiederherstellung von Naturwiesen und (Halb)Trockenrasen in dieser Form nicht möglich wäre!
Die Wiederherstellung auf der Kuhheide wird über den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und von der Europäischen Union - NextGenerationEU finanziert. Sie findet in Kooperation von Landschaftspflegeverein, Familie Herzog (Weinbau Herzog Brunngassen-Heuriger) und der Stadtgemeinde Bad Vöslau statt.
Der Weinbau Herzog, die Stadtgemeinde Bad Vöslau, Voitsauer Wilblumensamen und REWISA sind ein wichtiger Teil der Netzwerk Natur Region - unseres Netzwerks an Menschen für ein Netzwerk an Naturflächen, an der sich bereits 23 Gemeinden, 3 Wiener Bezirke und zahlreiche Vereine, Schulen, Landwirt:innen und Unternehmen der Region Thermenlinie-Wiener Becken beteiligen.