Die Trockenrasen des Naturschutzgebiet Heferlberg-Glaslauterriegel-Fluxberg in Pfaffstätten beherbergen einen riesigen Artenreichtum. Im Rahmen der heutigen Nachtführung wanderten vier Biolog*innen des LPV gemeinsam mit jungen und älteren Naturfans durch die Weinbaulandschaft hinauf auf die Trockenrasen, um deren biologische Vielfalt hautnah zu entdecken.
Bereits an den Wegrändern und Böschungen in der Weinbaulandschaft wirken Naturschutz-Maßnahmen: durch die Umstellung der Böschungspflege auf einmal jährliche Mahd finden sich hier nun (wieder) viele seltene Pflanzenarten wie Feld-Mannstreu (Eryngium camprestre), Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense) und Osterluzei (Aristolochia clematitis). Diese bieten wiederum Insekten und Spinnen Nahrung und Lebensraum. Wir bestaunten eine elegante Wespenspinne (Argiope bruennichi) und bedauerten den von ihr gefangenen Heuschreck.
Im weiteren Verlauf der Führung konnten Ritterwanzen bei der Paarung (Lygaeus equestris) entdeckt werden. Anhand der knallig roten Farbe und erkennbar an dem weißen Punkt am Rücken warnt die Ritterwanze ihre Feinde schon von weit weg mit dem Signal: „Vorsicht, ich bin giftig!“. Die Ritterwanze kann die giftigen Inhaltsstoffe ihrer Nahrungspflanzen aufnehmen und speichern – und ist somit ein hervorragendes Beispiel für das Wechselspiel zwischen Pflanzen und Tieren. Weiter hangaufwärts flog schon die erste Fledermaus über die Weinberge, ein Großer Abendsegler (Nyctalus noctula). Per Ultraschall-Gerät konnten wir seinen Ruf sogar hören!
Die Landschaft entlang der Thermenlinie war keineswegs schon immer so bewaldet wie heute: jahrtausendelang sorgten Mammuts und andere Großherbivoren dafür, dass nur wenige Gehölze aufkommen konnten und die Steppe (Trockenrasen) der vorherrschende Lebensraum waren. Auch nach dem Aussterben von Mammut und Auerochse blieb die Landschaft entlang der Thermenlinie offen, da die Menschen für ihre Viehherden Hutweiden bis weit die Hänge hinauf unterhielten. Erst vor circa 50 Jahren änderte sich das Landschaftsbild dramatisch, als mit dem zunehmenden Einsatz von Maschinen immer weniger Tiere gehalten werden mussten und die Weiden aufgegeben wurden. Der Wald eroberte sich zunehmend Bereiche zurück, auf denen in den tausenden von Jahren zuvor eine beeindruckende Artenvielfalt entstanden war, die damit nun verloren zu gehen drohte.
Seit 2018 führt der Landschaftspflegeverein daher in Kooperation mit der Gemeinde Pfaffstätten, den örtlichen Grundeigentümer:innen, vielen Freiwilligen, Schüler:innen und Vereinen wieder Maßnahmen zur Wiederherstellung der Trockenrasen durch. Außerdem findet jährlich die Umweltbaustelle "Vielfalt am Alpen-Ostrand" in Pfaffstätten statt, bei der sich junge Leute eine Woche lang intensiv für die Trockenrasen in Pfaffstätten einsetzten.
Das milde, warme Nachtwetter war ideal zum Insektenbeobachten. Während wir weiter hoch wanderten, schien am Trockenrasen-Hang der „Leuchtturm“ von Schmetterlingsexperte Peter Buchner wie ein mystischer Kristall durch die Nacht und lockte eine Vielzahl schöner und spannender Nachtfalter an, die den restlichen Abend aus nächster Nähe bestaunt werden konnten.
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