Ob bei 36°C auf der Perchtoldsdorfer Heide mit Krampen in der Hand, stets auf der Jagd nach dem nächsten Liguster, der ausgehackt werden muss, oder im Zwiebellook mit fünf Schichten gegen den Wind gewappnet, während wir beim Rechen auf Feuchtwiesen im Herrngras den Gräben (meistens erfolgreich) ausweichen – unser Arbeitsalltag beim LPV war alles andere als eintönig.
In den vergangenen 3,5 Monaten hatten wir die Gelegenheit, im Rahmen unseres Erasmus+ Praktikums einen spannenden Einblick in die Arbeit des LPV zu gewinnen. Im Zuge unseres Studiums „Landschaftsnutzung und Naturschutz“ in Eberswalde (HNE Eberswalde) sowie „Landschaftsökologie und Naturschutz“ in Greifswald (Universität Greifswald) wollten wir die theoretischen Inhalte unseres Studiums mit praktischen Erfahrungen verknüpfen. Unser Ziel war es, tiefere Einblicke in die Arbeit im Naturschutz zu erhalten und unser Fachwissen gezielt zu erweitern. Zudem bot sich uns die Möglichkeit, unsere vertraute Umgebung in Deutschland für kurze Zeit hinter uns zu lassen, um die Landschaft rund um Wien zu entdecken und mehr über den Naturschutz in Österreich zu lernen.
Die meiste Zeit verbrachten wir draußen auf wunderschönen Flächen rund um Wien bei Pflegeeinsätzen mit Freiwilligen, Schulklassen und Firmengruppen. Es wurde viel geschnitten, gehackt, gerecht und Schnittgut mit Planen weggetragen. Wir durften aber auch mit dem Balkenmäher fahren, waren bei Neophytenbekämpfung und Naturwieseneinsaaten dabei. Auch wenn viele Wochen körperlich anstrengend waren, wurden wir stets mit einem erfüllten Gefühl belohnt. Es war beeindruckend zu erleben, wie viel mit einer großen, engagierten Gruppe erreicht werden kann und trotz aller Anstrengung machten die Pflegeeinsätze immer auch großen Spaß. Ein weiterer Bereich, der uns sehr viel Freude bereitete, war die Naturpädagogik. Besonders bei den Pflegeeinsätzen auf den Trockenrasen, aber auch beim Pflanzen von Hecken, erhielten wir wertvolle Einblicke in die vielfältigen Ansätze der Naturpädagog:innen. Am Ende durften wir sogar selbst Schulklassen betreuen und unser Wissen weitergeben. Eines unserer Highlights war auch das Heidefest auf der Perchtoldsdorfer Heide, bei dem wir Perzi das Ziesel hautnah erleben durften.
Das Praktikum war für uns insgesamt eine sehr lehrreiche Zeit, was vor allem daran lag, dass alle Mitarbeitenden und Naturpädagog:innen jederzeit mit voller Begeisterung und Engagement ihr Wissen mit uns geteilt haben. Besonders viel haben wir zum Thema Trockenrasen und dem Artenreichtum der Thermenlinie gelernt. Dabei konnten wir auch unsere Artenkenntnis der Flora und Fauna erweitern. Auch über die Pflegetermine hinaus wurden Fortbildungsmöglichkeiten für uns organisiert, wie zum Beispiel ein Rosen-Bestimmungs-Kurs und eine Führung durch den Lainzer Tiergarten.
Auch anfängliche sprachliche Barrieren konnten immer aufgelöst werden und so lernten wir zum Beispiel schnell, dass es sich bei einer „Föhre“ und „Dirndl“ keineswegs um spezielle, nur in Österreich vorkommende Pflanzen handelt, sondern um eine Kiefer und eine Kornelkirsche, die wir natürlich auch aus Deutschland kennen. ;)
Neben der abwechslungsreichen Arbeit im Freien gehörte es auch zu unseren Aufgaben, das Team des LPV im Büro zu unterstützen. Dabei erhielten wir wertvolle Einblicke in die Verwaltung und Organisation eines Vereins und konnten einen Eindruck bekommen, wie herausfordernd der Naturschutz auch abseits der praktischen Arbeit sein kann – sei es bei der Finanzierung, politischen Entscheidungen, der Organisation von Programmen, der Kommunikation mit Gemeinden oder der Berücksichtigung externer Einflüsse wie dem Wetter. Der LPV hat uns gezeigt, dass Naturschutz eine langfristige Aufgabe ist, die viel Geduld und Durchhaltevermögen erfordert und mit ganz viel Leidenschaft gemeistert werden kann.
Besonders in Erinnerung bleiben uns die wunderschönen Momente mit den Menschen, die wir beim LPV kennenlernen durften. Das Team war immer mit großer Offenheit für uns da, beantwortete geduldig unsere Fragen und zeigte uns spannende Pflanzen und Insekten, wodurch wir unser Wissen stetig erweitern konnten. Auch die Zeit abseits der Arbeit hatten wir eine gute Zeit: die entspannten Jausen-Pausen in schönen Naturgebieten waren oft geprägt von viel Lachen und guter Stimmung.
Großen Dank an Fischi, Norbert, Elke, Bianca, Felix, Luca und das ganze Bildungsteam für die schöne Zeit! Vielen Dank auch an Irene und Alex für die sehr lehrreiche und spannende Erfahrung.
Da wir ja auch sprachlich viel gelernt haben, verabschieden wir uns mit einem herzlichen: Bussi + Baba ;-)
Olivia Gollong und Rebecca Surminski, Erasmus+ Praktikantinnen des Landschaftspflegevereins
Wenn auch DU Interesse an einem Praktikum beim LPV hast, informiere dich hier.