Seit 2019 engagiert sich der Landschaftspflegeverein intensiv für den Schutz und die Pflege von Feuchtwiesen und Flachmooren bei Moosbrunn. Diese wertvollen Lebensräume beherbergen einige der seltensten und vom Aussterben bedrohten Pflanzen und Tiere Österreichs, darunter das endemische Dickwurzel-Löffelkraut (Cochlearia macrorrhiza), das Moor-Wiesenvögelchen (Coenonympha oedippus), die endemische Moosbrunner Zwergrundmundschnecke (Hauffenia nesemanni) und die Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris), die hier ihren größten Bestand in Ostösterreich hat.
In den letzten Jahren konnten sukzessive 10.000 m² stark verschilfter und seit Jahrzehnten nicht mehr gemähter Flächen wiederhergestellt werden. Diese Flächen werden nun regelmäßig von uns gemäht und das Mähgut von Freiwilligen zusammengerecht. In Zusammenarbeit mit Landwirt:innen, die angrenzende Wiesen bewirtschaften, und Jäger:innen wurden Maßnahmen besprochen und umgesetzt, um den Wert des gesamten Gebietes als Lebensraum zu verbessern.
Das Moor-Wiesenvögelchen ist das höchstrangige FFH-Schutzgut unter den Tieren des Gebietes. In Österreich gibt es nur zwei Vorkommen, eines bei Moosbrunn und das andere in Vorarlberg. Der niederösterreichische Bestand ist mit knapp über 20 gezählten Tieren sehr klein und muss zur langfristigen Erhaltung dringend vergrößert werden. Dies soll durch weitere Wiederherstellungen und Verbesserungen des Lebensraums in den Jahren 2024 bis 2025 im Zuge eines über den Biodiversitätsfonds geförderten Projektes des Landschaftspflegevereins geschehen.
Im Juli hatten wir die Gelegenheit, den ungarischen Nationalpark Fertö-Hanság zu besuchen, wo der vermutlich größte Bestand des Moor-Wiesenvögelchens in Zentraleuropa mit über 1.000 Individuen lebt. Unter der fachkundigen Leitung von András Ambrus und Enikő Madarász, zwei erfahrenen Expert:innen, erhielten wir umfassende Einblicke in Vegetation, Monitoring und Management der Flächen vor Ort. Sie vermittelten uns wertvolle Informationen über die spezifischen Bedürfnisse des Moor-Wiesenvögelchens in ihrem Gebiet, um die Anforderungen dieser bedrohten Schmetterlingsart noch besser zu verstehen und die Auswirkungen verschiedener Managementstrategien auf Lebensraum und Artenvielfalt zu diskutieren. Ihre leidenschaftliche Arbeit und tiefgreifenden Kenntnisse langjähriger Forschung am ungarischen Bestand sind entscheidend für den erfolgreichen Schutz des Moor-Wiesenvögelchens in Ungarn und bieten uns wertvolle Orientierung für unsere Schutzmaßnahmen in Moosbrunn.
Während unseres Besuchs hatten wir auch die Gelegenheit, botanische Besonderheiten wie die Feuchtwiesen-Prachtnelke (Dianthus superbus), die Glanz-Wiesenraute (Thalictrum lucidum) und den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) in voller Blüte zu bewundern.
Die gewonnenen Erkenntnisse unserer Exkursion fließen bereits in die Pflegetermine 2024 in Moosbrunn im August und November ein, um die Lebensräume für das Moor-Wiesenvögelchen weiter zu optimieren.