Naturjuwel im Siedlungsgebiet
Neben der Perchtoldsdorfer Heide ist der Hochberg ein beliebtes Naherholungsziel in Perchtoldsdorf. Direkt im Siedlungsgebiet zwischen Marktplatz und Weingärten gelegen, lädt er zum Spazieren gehen und die Aussicht genießen ein. Naturinteressierte können am Hochberg eine Vielzahl an Pflanzen, Tieren und Pilzen entdecken.
Bei Erhebungen konnten auf dem nur etwa 1,7 Hektar kleinen Hochberg 101 Wildbienenarten (!) nachgewiesen werden, davon einige, die in Perchtoldsdorf nicht auf der Heide sondern nur hier gefunden wurden. Seltene und gefährdete Pflanzenarten der Trockenrasen sind Adriatische Riemenzunge, Goldschopf-Aster oder Gelber Zahntrost. In Gebüschen oder Wäldern kommen Berg-Täschelkraut, Zwerg- und Mittlerer Lerchensporn vor. Auf Steinriegeln wachsen Berg-Gliedkraut, Felsen-Fetthenne und Trauben-Gamander. Die Blütenvielfalt ist die Grundlage für eine Vielfalt von Insekten und anderen Kleintieren.
Jährlich im Spätsommer Weiden hier auch Schafe, sie gehören Schäferin Christa Veits und beweiden jährlich wechselnde Teile der Trockenrasen nach einem naturschutzfachlichen Managementkonzept. Sie sorgen dafür, dass die an der Thermenlinie selten gewordenen offenen "Steppen-Lebensräume" erhalten bleiben. Die Trockenrasen wurden über hunderttausende von Jahren von großen Weidetieren wie Mammut, Wildpferd, Auerochs oder Wisent geprägt, seit etwa 7.600 Jahren auch durch die Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde unserer Vorfahren. Die Pflanzen und Tiere sind an Beweidung angepasst, durch Mähen würden viele von ihnen verschwinden oder nur mehr selten vorkommen.
Naturschutzfachliche Maßnahmen wie Entbuschungen sind aber trotz Beweidung nötig. Vor allem der Flieder macht am Hochberg Probleme. Einst aus Gärten entkommen, breitet er sich durch Wurzelausläufer rasch aus und verdrängt viele heimische Pflanzen- und in Folge auch Tierarten. Daher werden regelmäßig Pflegetermine mit Freiwilligen und Schulklassen aus Perchtoldsdorf durchgeführt, um die herausragende biologische Vielfalt auch weiterhin zu erhalten und zu verbessern.
Der Hochberg ist schon seit 1968 ein Naturdenkmal. Er hat gute und schlechte Zeiten hinter sich, so war er noch bis 2009 in großen Teilen stark verbuscht. Bis in die 1990er Jahre herrschte im Naturschutz vielfach die Meinung, man müßte Schutzgebiete nur sich selbst überlassen und die Natur würde schon alles regeln. Da aber die heute ausgerotteten großen Pflanzenfresser Teil des Lebensraums Trockenrasen sind, funktioniert er ohne sie oder ohne weidende Nutztiere nicht.
Heute ist der Zustand des Hochbergs durch die von der Marktgemeinde Perchtoldsdorf vorbildlich und maßgeblich finanzierten und vom Verein "Freunde der Perchtoldsdorfer Heide" und den Schäfer:innen betreuten und umgesetzten Naturschutzmaßnahmen wieder in gutem Zustand. Der Hochberg ist Teil des Natura 2000-Gebietes Wienerwald-Thermenregion.
Impressionen
Rote Schneckenhausbiene
Die Rote Schneckenhausbiene (Osmia bicolor), eine der etwa 600 Wildbienenarten in Niederösterreich, gehört zu den Mauerbienen. Die Weibchen haben am Bauch eine "Bürste", mit der sie Pollen sammeln und zum Nest transportieren. Das Nest wird in leeren, kleinen bis mittelgroßen Schneckenhäusern angelegt. Das Weibchen legt darin Brutzellen an, füllt sie mit Pollen und Nektar und legt ein Ei hinein. Danach wird die Brutzelle mit zerkauten Pflanzenteilen, Erde und Steinchen verschlossen, das vielmals schwerere Schneckenhaus mühsam in die richtige Position gedreht und mit einem "Tipi" aus Grashalmen oder Föhrennadeln getarnt. Um die Rote Schneckenhausbiene und andere gefährdete Nachnutzer von Schneckenhäusern nicht zu gefährden, sollte man auf Trockenrasen keinesfalls vermeintlich leere Schneckenhäuser sammeln.
Gelber Zahntrost
Der Gelbe Zahntrost (Odontites luteus) kommt in Österreich nur auf Trockenrasen im Osten vor. Früher wurde er gegen Zahnschmerzen verwendet, woher auch der deutsche Namen der spät im Jahr blühenden Pflanze kommt. Der Gelbe Zahntrost ist ein Halbschmarotzer, er entzieht anderen Pflanzen Wasser und Nährstoffe, kann aber auch selbst Photosynthese betreiben. Er ist einjährig, um ihn zu erhalten, dürfen nicht alle Flächen in jedem Jahr beweidet werden, damit er regelmäßig aussamen kann.