Sonnige Trockenrasen mit Naturschätzen
Zwischen Bad Vöslau und Gainfarn verläuft der malerische Sonnenweg, eine gemütliche und lohnende Wanderstrecke. Über die Anhöhen Oissnerberg, Reisacherberg, Hüterriegel und Helenenhöhe hinweg ziehen sich prachtvolle Trockenrasengesellschaften. Hier sind viele seltene Tiere und Pflanzen zuhause, man ist also gut beraten nicht nur die Aussicht zu genießen, sondern auch den Boden im Blick zu behalten.
Eine auffällige Erscheinung ist der Kurzhaar-Donarsbart, eine Pflanze mit dicken, fleischigen Blättern, mit denen sie Wasser speichern kann. In ganz Bad Vöslau nur vom Hüterriegel bekannt ist die Zwerg-Schwertlilie, die der dortigen Trockenrasenfläche mit ihren schönen Blüten gelbe, rosa und violette Farbtupfer verleiht. Auf offenen Stellen in Trockenrasen findet sich das Rosmarin-Weidenröschen. Auch zahlreiche Tiere sind zu finden, zählen Trockenrasen doch zu den insektenreichsten Offenland-Lebensräumen in Mitteleuropa. Der seltene Schwarzfleckige Grashüpfer ist auf offene Standorte mit hoher Sonneneinstrahlung angewiesen, er fühlt sich entlang des Sonnenwegs wohl.
Die heute vorhandenen Trockenrasen sind lediglich Reste eines ehemals großen Netzes offener Lebensräume über die gesamte Thermenlinie hinweg. Durch die Aufgabe der traditionellen Bewirtschaftung von Hutweiden gingen sie nach und nach verloren, da Sträucher und Bäume einwanderten. Umso wichtiger ist es, die heute noch bestehenden Trockenrasen zu erhalten. Bei den jährlichen Pflegetagen im Herbst erhalten wir gemeinsam mit Freiwilligen, Schulklassen und anderen Partneren die herausragende biologische Vielfalt in Bad Vöslau. Ökologisch intakte Grasländer speichern außerdem große Mengen Kohlenstoff und sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel (Klimawandelanpassung). Eine besonders wichtige Rolle bei der Erhaltung der Flächen spielen die Krainer Steinschafe vom Bioschafhof Sonnleitner, die im Herbst ausgewählte Flächen beweiden.
Impressionen
Schwarzfleckiger Grashüpfer
Der Schwarzfleckige Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) ist eine in Österreich stark gefährdete Heuschreckenart. Sie kommt nur dort vor, wo es sehr trocken und warm ist und braucht offene und steinige Böden. Die Pflanzen müssen niedrigwüchsig sein. Einen Schwarzfleckigen Grashüpfer zu erkennen ist nicht leicht, das beste Merkmal ist der Gesang des Männchens, der lauter wird und abrupt endet. In Singlaune sind sie bei hoher Sonneneinstrahlung.
Kurzhaar-Donarsbart
Der Kurzhaar-Donarsbart (Jovibarba globifera ssp. hirta) ist eine eigenwillige Erscheinung! Seine Rosetten finden sich auf trockenen und steinigen Böden, gerne auf Trockenrasen. Die Blätter sind fleischig und speichern als Anpassung an die Trockenheit Wasser. Von Juli bis August entwickelt sich ein auffälliger Blütenstand, jede Rosette kann allerdings nur ein einziges Mal blühen! Der Kurzhaar-Donarsbart kann sich ohne Bestäubung vermehren, kleine Ableger werden abgeworfen und wachsen an andrer Stelle zu eigenen Individuen.