Natur und Kunst im Zusammenspiel
Das Symposionsgelände in Lindabrunn ist mit neun Hektar das größte zusammenhängende Trockenrasengebiet an der südlichen Thermenlinie. Es hat eine sehr wichtige Trittsteinfunktion zwischen dem Wiener Becken und den westlich gelegenen primären Trockenrasen im Schwarzföhrengebiet von Hernstein bis zum Piestingtal.
Biologische Besonderheiten sind hier die zahlreichen Zwergsträucher wie Heide-Ginster, Regensburger Zwerggeißklee, Nadelröschen und Heideröschen. Einzigartig an der südlichen Thermenlinie sind auch die großen Bestände von Fliegen-Ragwurz, Österreich-Kranzenzian und Gelb-Lein sowie die erst 2020 hier neu entdeckte Gelblein-Biene, die sonst nur mehr an vier Stellen in Ostösterreich vorkommt. Soo’s Quendelschnecke kommt sogar österreichweit nur hier auf dem Symposionsgelände vor.
Der frühere Name „Gaisberg“ weist auf die Jahrhunderte lange Nutzung des Symposions als Gemeindeweide für Ziegen, Kühe und Schafe hin. Das Gelände ist darüber hinaus ein wichtiger Naherholungsraum und seit den 1960er Jahren eine Kunstarena mit internationalen Bildhauersymposien. Schon in den 1990er Jahren wurde die Einzigartigkeit der Symbiose von Kunstwerten in der Landschaft mit wertvollen Trockenrasen erkannt, seither wird das Gebiet in Zusammenarbeit aller Beteiligten (Gemeinde, Kunstverein Symposion Lindabrunn, Biolog*innen, Schäferei-Betriebe) gezielt gepflegt.
2020 erstellten wir im Auftrag der Gemeinde einen neuen adaptiven Managementplan, der als wichtigstes Element eine mosaikartige, zeitlich gestaffelte Beweidung beinhaltet. Ergänzend begannen wir mit dem Verein Symposion Lindabrunn die Planung von Entbuschungsmaßnahmen, um in gemeinsamer Arbeit nicht nur die Trockenrasen zu erhalten, sondern auch gleichzeitig stark verwachsene Skulpturen wieder sichtbar zu machen. Auch die Volksschüler*innen werden aktiv eingebunden und greifen nicht nur zu Astschere und Säge, sondern bekommen auch eine Naturführung mit unseren Naturpädagog*innen, bei der sie die Tiere und Pflanzen hautnah kennen lernen.
Impressionen
Feldgrille
Wer manchmal auf Magerwiesen und Trockenrasen unterwegs ist, hat bestimmt schon einmal kleine, etwa fingerdicke Löcher im Boden bemerkt. Dabei handelt es sich um das Zuhause von Feldgrillen (Gryllus campestris), die oft am Eingang ihrer Löcher sitzen und ein typisches Zirpen von sich geben. Kommt man nahe an den selbstgegrabenen Röhren vorbei, verschwinden die Feldgrillen meist sofort in diese hinein. Nach kurzer Zeit lassen sich die schwarzen Tiere mit ihren auffallend großen Köpfen aber wieder blicken.
Gelb-Lein
Der gelbe Lein (Linum flavum) ist in Österreich stark gefährdet, er kommt nur an warmen, nährstoffarmen und trockenen Standorten vor. Die großen, gelben Blüten gefallen nicht nur botanisch interessierten Menschen sondern vor allem auch der Gelben Leinbiene. Diese Wildbienenart verwendet die Blütenblätter des Gelben Leins für die Auskleidung ihrer Bodennester. Wer ganz viel Glück und gute Augen hat findet diese Nester vielleicht auf offenen Trockenrasenstellen.