Heute waren wir im Rahmen einer Nachtführung zwischen Pfaffstätten und Gumpoldskirchen in dem Naturschutzgebiet Glaslauterriegel-Heferlberg-Fluxberg unterwegs. Vor Einbruch der Dunkelheit gaben die Biolog*innen des LPV, Irene Drozdowski und Alexander Mrkvicka, eine Einführung in die Geschichte des Gebiets, das keineswegs schon immer so bewaldet war wie heute: Während der letzten Eiszeit sorgten Mammuts dafür, dass nur wenige Gehölze aufkommen konnten und Steppen der vorherrschende Lebensraum waren. Auch nach dem Aussterben der Mammuts und anderer großer Weidetiere wie dem Auerochsen blieb die Landschaft entlang der Thermenlinie offen, da die Menschen für ihre Viehherden Hutweiden bis weit die Hänge hinauf unterhielten.
Erst vor circa 50 Jahren änderte sich das Landschaftsbild dramatisch, als mit dem zunehmenden Einsatz von Maschinen immer weniger Tiere gehalten werden mussten und die Weiden aufgegeben wurden. Der Wald eroberte sich zunehmend Bereiche zurück, auf denen in den tausenden von Jahren zuvor eine beeindruckende Artenvielfalt entstanden war, die damit nun verloren zu gehen drohte.
Besonders hervorzuheben sind hier die Trockenrasen, welche besonders wertvoll sind. Eine typische Art dafür ist der Feld-Mannstreu (Eryngium campestre), bei dem es sich lohnt, kurz stehen zu bleiben und die Diversität der Insekten zu bestaunen, die in der Regel auf seinen Blüten zu finden sind. So bestaunten wir neben zahllosen anderen eine Wespenspinne (Argiope bruennichi) und Laternenträger-Zikaden (Dictyophara europaea). Der Feld-Mannstreu verdeutlicht aber auch, weshalb es so wichtig ist, große, zusammenhängende Flächen zu erhalten: Er ist ein Steppenroller, der nach der Blüte abbricht und als große Kugel vom Wind über das Land geweht wird, wobei er seine Samen verbreitet. Sind die Offenlandflächen jedoch zu klein, wird diese Ausbreitung verhindert und es können keine neuen Pflanzen nachwachsen.
Während wir erfuhren, was einen Trockenrasen ausmacht, senkte sich die Dunkelheit herab - genau passend für Jennifer Fischers Vortrag zu Fledermäusen, während dem wir die Ultraschall-Rufe der kleinen Säugetiere dank eines speziellen Aufnahmegerätes sogar hören konnten. Im Anschluss daran besuchten wir den Schmetterlingskundler Peter Buchner bei seiner UV-Licht-Falle, die zahlreiche nachtaktive Insekten angelockt hatte. Besonders faszinierend war der seltene Steirische Fanghaft (Mantispa styriaca), dessen Haltung an eine Gottesanbeterin erinnert, aber auch die vielen Nachtfalter mit ihren schönen Mustern waren heiß begehrte Foto-Motive. Ganz in der Nähe fanden wir Forficula smyrnensis, einen Ohrwurm mit vier charakteristischen hellen Flecken, der während der Nachtführung 2021 das erste Mal in Österreich entdeckt wurde. Wir hätten wohl noch die ganze Nacht dort stehen und die sonst für uns nicht sichtbaren Tiere beobachten können.
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Sonja, Teilnehmerin der Umweltbaustelle 2022