Unsere Biolog:innen Irene Drozdowski und Alexander Mrkvicka führten heute 12 Naturinteressierte zu den bunt blühenden Trockenrasen am Sonnenweg in Bad Vöslau. Ausgangspunkt der Exkursion war der Oisnerberg. Von dort aus führte der Weg hinauf bis zur Helenenhöhe.
Zu Beginn erhielten die Teilnehmer:innen einen Einblick in die Geschichte der Trockenrasen. Diese besonderen Lebensräume existieren bereits seit mindestens 600.000 Jahren und wurden im Laufe der Zeit von unterschiedlichsten Tieren beweidet – anfangs von Mammuts, später von Haustieren des Menschen. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft in den 1940er und 1950er Jahren wurde die Beweidung jedoch zunehmend unrentabel, was dazu führte, dass die Trockenrasenflächen nach und nach verschwanden. Dadurch sind die einst riesigen Flächen von Trockenrasen heute stark zurück gedrängt vom Wald und vom Menschen, was die wenigen noch vorhandenen, artenreichen Naturschätze umso schützenswerter macht.
Trockenrasen sind offene Lebensräume, die von einzelnen Sträuchern durchzogen sind. Sie beherbergen eine Vielzahl – oft seltene – Tier- und Pflanzenarten, weshalb ihr Erhalt besonders wichtig ist. Eine große Herausforderung stellt die zunehmende Verbuschung dar: Ohne gezielte Pflege würden die Trockenrasen innerhalb weniger Jahrzehnte vom Wald überwuchert werden. Um dem entgegenzuwirken, werden regelmäßig Pflegetermine für Erwachsene und Kinder organisiert. Zusätzlich sorgt Schäfer Erich Frank mit seiner Schafherde für die Beweidung und somit Offenhaltung der Flächen.
Gleich zu Beginn der Führung konnte ein Highlight bestaunt werden: eine große Fläche mit zahlreichen Schopf-Milchsternen (Ornithogalum pannonicum). Auf dem Weg begegneten wir noch vielen anderen besonderen Pflanzen wie der Silberscharte (Jurinea mollis) und Herzblatt-Kugelblume (Globularia cordifolia). Die Teilnehmer:innen erfuhren außerdem, wie sich Pflanzen an die extremen Bedingungen der Trockenrasen anpassen: Viele besitzen kleine oder gefiederte Blätter zur Reduktion der Verdunstung, tiefe Wurzeln (bis zu mehreren Metern), sind giftig oder tragen Dornen gegen die Beweidung. Doch nicht nur botanisch sind Trockenrasen spannend – auch zoologisch gibt es viel zu entdecken. Für Wildbienen sind diese Flächen besonders bedeutend, da die Hälfte aller Wildbienenarten im Boden nisten. Zu den weiteren Bewohnern zählen Smaragdeidechsen, Gallwespen, das Wiener Nachtpfauenauge, Kupfergoldwespen, Streifen-Schneckenspringer (welche sehr eindrucksvoll Schneckenhäuser auf Pflanzen aufhängen), die Östliche Heideschnecke, die Rotborstige Mauerbiene und viele mehr. Zu jeder Tierart gab es spannende Fakten zu hören.
Im Verlauf der etwa zweistündigen Führung wurden auch andere wichtige Themen angesprochen, etwa der Schwarzföhrenwald und die Bedeutung von Totholz. Die zahlreichen interessierten Fragen der Besucher:innen machten die Führung besonders lebendig und interaktiv.
Die Trockenrasenführung findet in Kooperation des Landschaftspflegevereins mit der Stadtgemeinde Bad Vöslau statt und wird durch die Stadtgemeinde Bad Vöslau finanziert. Die Stadtgemeinde Bad Vöslau ist ein wichtiger Teil der Netzwerk Natur Region - unseres Netzwerks an Menschen für ein Netzwerk an Naturflächen, an der sich bereits 23 Gemeinden, 3 Wiener Bezirke und zahlreiche Vereine, Schulen, Landwirt:innen und Unternehmen der Region Thermenlinie-Wiener Becken beteiligen.
Werde auch DU Teil unseres Netzwerks und schau bei unseren zahlreichen Führungen und Pflegeterminen vorbei. Nähere Infos findest du hier.
Viktoria Zechner, Praktikantin LPV