Heute war es wieder so weit: Das Fest der Natur am Symposion in Lindabrunn hat einmal mehr viele Naturbegeisterte angelockt. Das Symposion Lindabrunn ist mit neun Hektar das größte zusammenhängende Trockenrasengebiet der südlichen Thermenlinie. Es ist nicht nur landschaftlich eindrucksvoll, sondern auch ökologisch von unschätzbarem Wert: Es beherbergt eine Vielzahl von eindrucksvollen und seltenen Tier- und Pflanzenarten.
Seit mehreren Jahren arbeiten die Marktgemeinde Enzesfeld-Lindabrunn, der Landschaftspflegeverein Thermenlinie–Wienerwald–Wiener Becken, Schäferin Claudia Wolf sowie der Verein Symposion Lindabrunn eng zusammen, um dieses einzigartige Biotop zu erhalten und behutsam zu pflegen. Die Zusammenarbeit von Gemeinde, Landwirtin und Vereinen rund um Natur und Kultur zeigt, wie viel erreicht werden kann, wenn unterschiedliche Kräfte ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Im Rahmen der zweitägigen Lindabrunn Nature Challenge - Fest der Natur drehte sich alles ums genaue Beobachten, Bestimmen und Dokumentieren der lokalen Artenvielfalt. Mitgeforscht haben dieses Jahr 42 Expert:innen, die durch die von Fischi kunstvoll designten T-Shirts gut zu erkennen sind. Um möglichste viele Arten zu entdecken, wurde nicht nur untertags, sondern auch bis in die Nacht geforscht.
Der Auftakt zur Nature Challenge erfolgte am Freitagabend mit einem spannenden Nacht-Führungs- und -forschungs-Programm. Bürgermeister Stefan Rabl eröffnete den Abend mit einer herzlichen Rede und betonte die Bedeutung des Symposions und seiner Erhaltung. Auch Gemeinderätin Elisabeth Zottl-Paulischin war mit dabei und zeigte sich beeindruckt vom Engagement der zahlreichen Freiwilligen und Fachleute.
Trotz des windigen, im späteren Verlauf des Abends teils regnerischen Wetters fanden sich 55 Naturinteressierte in der Arena des Symposions ein. Begleitet von den erfahrenen Biolog:innen des Landschaftspflegevereins begaben sich die Besucher:innen in zwei Gruppen - einer Familien- und einer Erwachsenenführung - auf eine faszinierende Entdeckungsreise durch die nächtliche Landschaft. Zu den Höhepunkten der Führungen gehörte eine Station mit Wissenswertem über Fledermäuse und viele andere Tiere der Nacht. Wie "sieht" eine Fledermaus? Wie groß bzw. klein sind Fledermäuse? Wo verbringen die Tiere den Tag und den Winter? und viele Fragen mehr wurden beantwortet. Durch ihr sehr empfindliches Gehör und ihre großen Augen sind Eulen wahre Meister der Dunkelheit. Durch ihre spezielle Federstruktur können sie vollkommen lautlos fliegen. Da viele dieser Tiere nachtaktive Insekten als Nahrungsquelle nutzen, ist der Erhalt ihrer natürlichen Lebensräume von entscheidender Bedeutung. Die nachtaktiven Insekten konnten besonders bei einem der zahlreichen Lichtfangtürme entdeckt werden, die durch das ultraviolette Spektrum des Lichts besonders viele Arten anlocken. Hier gab es einige Schmetterlingsarten zu bestaunen. Unter den bemerkenswerten Funden waren Große Raseneule (Tholera decimalis) und Zimtbär (Phragmatobia fuliginosa). Punktierte Zartschrecke (Leptophyes punctatissima), sogar bei der Eiablage, und Südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale) wurden bei der nächtlichen Nachsuche auf Gehölzen gefunden.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es für die zahlreichen Expert:innen und Besucher:innen am Samstag ganztägig weiter auf Artensuche. Zum einfachen Dokumentieren der Funde, wurde die frei zugängliche Forschungs-App iNaturalist verwendet. Zu finden sind diese Daten in dem für die Nature Challenge angelegten iNaturalist-Projekt Symposion Lindabrunn. Den Daten zufolge wurden mit der Nature Challenge 2.267 Beobachtungen von 815 verschiedenen Arten durch 42 Beobachter:innen zusätzlich erfasst. Die Gesamtartenzahl des Symposiums in Lindabrunn konnte im Vergleich zum Juni 2025, als der Stand bei rund 6.000 Beobachtungen und 1.453 Tier- und Pflanzenarten lag, auf die Zahl von 1.813 Arten (bei 8.334 Beobachtungen) gesteigert werden (Stand Abfrage 12.09.2025). Erstmals am Symposion nachgewiesen wurde z.B. die seltene Rote Röhrenspinne (Eresus kollari), ein typischer Trockenrasenbewohner. Wobei viele Funde noch gar nicht hochgeladen sind, weil sie zuerst in anstrengender Detailarbeit bestimmt werden müssen und mit Kameras und nicht mit dem Smartphone fotografiert wurden. Es sind also noch zahlreiche Ergänzungen zu erwarten.
Für naturinteressierte Besucher:innen gab es neben der Artensuche ein vielseitiges Programm. Besucher:innen hatten ganztägig die Möglichkeit, sich beim Infostand über die App iNaturalist zu informieren und wie man damit forscht. Einblick gab es auch in die Arbeit des Landschaftspflegevereins zur Erhaltung zahlreicher Naturgebiete in der Region. Im Schatten wurden besondere Funde wie Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger), eine junge Smaragdeidechse (Lacerta viridis), der Stierkopf-Dungkäfer (Onthophagus taurus) und eine weibliche Gottensanbeterin (Mantis religiosa) gezeigt, die von den Gästen begeistert bestaunt wurden. Biolog:innen erzählten spannende Geschichten zu den Arten. Am Stand nebenan gab es zwar nichts Lebendiges, jedoch nicht weniger Beeindruckendes zu sehen: spannende Fossilienfunde aus dem Steinbruch Lindabrunn wurden von Herrn und Frau Neitz präsentiert. Zudem konnten sich junge Besucher:innen bei den Basteltischen kreativ ausleben: es wurden Schmetterlinge gebastelt, bunte Buttons erstellt und das Symposium mitsamt seiner Tierwelt mit Ton und Naturmaterialien nachgebastelt. Besonders begehrt war auch das Schminken mit vielen wunderschönen Tieren und Pflanzen. Ein besonderes Highlight waren die gut besuchten Führungen von Expert:innen, die ihr breites Wissen zu verschiedenen Lebewesen (Botanik, Fliegen, …) teilten und Besonderheiten am Gelände des Symposions zeigten. Besonders prachtvoll waren die zahlreichen Duft-Skabiosen (Scabiosa canescens), Österreichischen Kranzenziane (Gentianella austriaca) und Berg-Aster (Aster amellus), beide typische Herbstblüher, die viele Bereiche in ein lila Blütenmeer tauchten. Auch für junge Naturforscher:innen wurden spannende Führungen angeboten. Dabei konnten sie nicht nur viel Neues kennen lernen, sondern mit Unterstützung unserer Naturpädagog:innen auch selbst mit Becherlupen forschen.
Zum gemeinsamen Abschluss der Lindabrunn Nature Challenge wurde den Expert:innen als Dankeschön für ihre wertvolle Arbeit vom LPV ein gemütlicher Grillabend in der schönen Atmosphäre der Arena geboten.
Die Lindabrunn Nature Challenge 2025 fand in Kooperation von Marktgemeinde Enzesfeld-Lindabrunn, Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken und Verein Symposion Lindabrunn statt. Finanziert wird das Projekt mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union über das aktuelle LEADER-Programm. Wichtiger Partner im Projekt ist die LEADER-Region Triestingtal.
Sarah Leischner, Barbara Rohdmann & Irene Drozdowski, LPV