Zu Besuch beim erfolgreich umgesiedelten Polnischen Löffelkraut

Mann mit Fotoapparat in der Natur
Polnischen Löffelkrauts (Cochlearia polonica)

Im Juli besuchten wir eines der letzten drei Vorkommen des in Südpolen endemischen Polnischen Löffelkrauts (Cochlearia polonica). Schon 1886 wurden in einem kleinen Gebiet in Südpolen mehrere Bestände entdeckt, aber erst 1937 als eigene, endemische Art - wahrscheinlich wie „unser“ Dickwurzel-Löffelkraut (Cochlearia macrorrhiza) im Wiener Becken ein Eiszeitrelikt - erkannt. Es wächst an Quellen und Bächen mit sandigen Ufern, Moospolstern und klarem, kaltem Wasser.

Durch die Intensivierung des Bergbaus in Polen wurde ab den 1950er Jahren in der Region Grundwasser abgepumpt, die Quellen verschwanden sukzessive. Der letzte Nachweis des Polnischen Löffelkrautes in seinem ursprünglichen Lebensraum stammt aus dem Jahr 1994.

Um es vor dem vollständigen Aussterben zu bewahren, wurden schon in den 1970er Jahren von Botaniker:innen Pflanzen und Samen von den letzten natürlichen Vorkommen an 18 für geeignet befundene Stellen verpflanzt und dort in der Folge zusätzlich ausgesät. An den meisten dieser Standorte überlebte das Polnische Löffelkraut aus verschiedenen Gründen nicht (Austrocknung, Wildeinfluss, zu starke Beschattung etc.).

Nur an der von uns besuchten Quelle, heute ein Natura 2000 – Gebiet, entwickelten sich aus den 11 damals verpflanzten und in den Folgejahren zusätzlich angesäten Exemplaren bis zu 30.000 Pflanzen auf mehreren Hektar Fläche. In den ersten zehn Jahren nahm die Population dort rasch zu, in den letzten Jahren ging sie durch den Aufstau des Baches durch Biber und den zunehmenden Aufwuchs von Konkurrenzpflanzen wieder deutlich auf aktuell etwa 3.000 Pflanzen zurück. An zwei weiteren, in den 1990er Jahren besiedelten Quellen wachsen heute jeweils etwa 300 Pflanzen.

Parallel zu den Umpflanzungen werden in Polen Samen des Polnischen Löffelkrauts als „Eiserne Reserve“ auch in Tiefkühllagerung langfristig erhalten, falls die Pflanzen an den drei Standorten durch irgendwelche Umstände aussterben sollten.

Für unser Wiederansiedlungsprojekt des Dickwurzel-Löffelkrautes im Wiener Becken sind die Erkenntnisse aus der nun schon seit 50 Jahren betriebenen Erhaltung durch Umsiedlung in Polen sehr wertvoll, wir konnten – wie schon beim Besuch des Bayrischen Löffelkrautes 2024 – wertvolle Eindrücke und Ideen für unser Projekt gewinnen.

Irene Drozdowski & Alex Mrkvicka