Halb-Trockenrasen Ebreichsdorf

Relikt aus alter Zeit

Trockenrasen kommen im Wiener Becken auf sandigen oder schotterigen, offenen Böden vor. Meist sind sie Reste ehemaliger Sand- oder Schotterinseln, die von Flüssen und Bächen angeschwemmt wurden. Kleinräumig wechseln sie mit wechselfeuchten Böden ab, wo Wasser in regnerischen Zeiten nicht so schnell wieder abfließt. Ein besonders gut erhaltener Halb-Trockenrasen befindet sich in Ebreichsdorf, an der Grenze zu Oberwaltersdorf. Gemeinsam mit dem angrenzenden Trockenrasen in Oberwaltersdorf wird er von uns gepflegt.

Neben typischen Trockenrasenpflanzen wie Federgras oder Steppen-Salbei wachsen hier auch Wechselfeuchtezeiger wie die Kugelbinse. Das Nebeneinander von trockenen, wechselfeuchten, teilweise gehölzreichen Lebensräumen mit dem angrenzenden Wald sorgt dafür, dass hier viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Für Insekten ist der Windschutz durch die angrenzenden Eschen-, Ulmen- und Stieleichenwälder  günstig. Davon profitieren zahlreiche Schmetterlinge wie Segelfalter und Zitronenfalter. Auffallende Pflanzen sind  Feld-Mannstreu - mit seinen kugeligen Fruchtständen ein Steppenroller, Österreich-Königskerze, Steppen-Salbei oder Purpurblauer Steinsame.

Früher war der Halb-Trockenrasen in Ebreichsdorf Teil einer größeren Hutweide, auf der Nutztiere grasten. Die Weideflächen erstreckten sich einst als durchgehender Korridor über das ganze Wiener Becken, wodurch sich Pflanzen und Tiere mit den Nutztieren verbreiten konnten. Heute ist der Halb-Trockenrasen eines der ganz wenigen kleinen Relikte aus dieser Zeit, da die ehemaligen Weiden auf Schotterböden mit Düngung und Bewässerung als Äcker genutzt werden können. Durch Jagdnutzung blieb er als wertvolle Naturinsel erhalten. Über die Jahre wanderten Büsche und Bäume aus den benachbarten Wäldern ein, die Fläche verfilzte ohne Mahd stark.

Seit 2018 mähen wir daher in Abstimmung mit dem Forstbetrieb der Stadt Wien (Grundeigentümer) jährlich im Oktober bis November jeweils abwechselnd eine Hälfte der Wiesenflächen mit Balkenmäher, rechen mit Freiwilligen das Mähgut zusammen und drängen von den Rändern einwachsende Büsche zurück. Die andere Hälfte bleibt jährlich stehen, damit Insekten Schutz und Überwinterungsmöglichkeiten haben. So können sich die bunt blühenden Flächen gut entwickeln.

2023 wurde der Trockenrasen auf Initiative des Forstbetriebs der Stadt Wien von der BH Baden zum Naturdenkmal erklärt und ist somit noch besser geschützt.

Fakten
  • Niederösterreich
  • Ebreichsdorf
  • Stadt Wien
  • Halbtrockenrasen
  • 7
Ansicht
Halb-Trockenrasen in Ebreichsdorf.

Impressionen

Die Dreizähnige Vielfraßschnecke (Chondrula tridens)

Dreizähnige Vielfraßschnecke

Der Boden im Trockenrasen kann im Sommer oberflächlich durch Sonnenwärme über 70°C heiß werden. Diese Temperaturen sind für Tiere tödlich. Dreizähnige Vielfraßschnecken (Chondrula tridens) verbringen die meiste Zeit im Boden eingegraben, nur in längeren Regenperioden kommen sie an die Oberfläche und fressen dort Flechten und abgestorbene Pflanzen. Lebend sind sie daher nur sehr schwierig und oft erst nach vielen Tagen Suche bei passendem Wetter zu finden. Leichter findet man die knapp einen Zentimeter "großen" leeren Häuser mit den namensgebenden 3 "Zähnen" in der Mündung. Mit dem starken Rückgang der Trockenrasen sind Dreizähnige Vielfraßschnecken sehr selten geworden.

Kugelbinse

Die Kugelbinse (Scirpoides holoschoenus), eine typische Pflanze wechselfeuchter bis feuchter Wiesen ist in Österreich stark gefährdet! Wenn sie nicht gerade blüht, ist sie leicht zu übersehen. Im Spätsommer sticht sie mit ihren kugeligen Fruchtständen aus der umgebenden Vegetation heraus. Der Verlust geeigneter Lebensräume ist der Hauptgrund für die Seltenheit und die Bedrohung der Kugelbinse in Österreich. In den letzten Jahren macht ihr auch die zunehmende Hitze und Trockenheit zu schaffen.

Die Kugelbinse (Scirpoides holoschoenus)