Naturdenkmal Kuhschellenwiese

Kuhschellen-Rekord

Das Naturdenkmal Kuhschellenwiese ist eine Naturinsel inmitten der Ackerlandschaft. Es liegt am östlichen Rand des Gemeindegebiets von Enzesfeld-Lindabrunn nahe der Südautobahn und zwischen weitläufigen Ackerflächen. Hier wächst auf einer kleinen Geländekuppe eine bunte Vielfalt an seltenen Trockenrasenpflanzen.  Nicht zu übersehen sind im Frühling unzählige violette Blüten der Großen Kuhschelle, einer EU-weit geschützten Pflanzenart. Etwa 1750 blühende Pflanzen wurden hier von Botanikern gezählt - das ist bezogen auf die Flächengröße des Naturdenkmals ein Rekord! Im Wiener Becken ist kein anderer Ort bekannt, wo auf so kleiner Fläche so viele Kuhschellen wachsen. Auch Weinberg-Traubenhyazinthe, Regensburger Zwerggeißklee und Rauhaar-Alant blühen hier zahlreich.

Die Vegetation der Geländekuppe ist ein Trockenrasen auf Kalk- und Sandablagerungen des Pannonmeeres. Der trockene, nährstoffarme Boden verhinderte zum Glück eine Ackernutzung. Früher weideten hier die Nutztiere aus der Umgebung, als sich Nutztierhaltung ab den 1960er Jahren wirtschaftlich nicht mehr auszahlte, verschwanden viele der Trockenrasen im Wiener Becken und an der Thermenlinie. Daher sind die kleinen erhalten gebliebenen Flächen von größter Bedeutung für die biologische Vielfalt in der Region!

Damit auch weiterhin Kuhschellen blühen, mähen wir seit 2018 jährlich die Hälfte der Fläche mit dem Balkenmäher, rechen das Mähgut zusammen, hacken Büsche aus und pflegen die randlichen Hecken – alles in Zusammenarbeit mit den helfenden Händen motivierter Freiwilliger. Herausfordernd ist der Abtransport des Mähguts, da die Zufahrt über einen langen, sehr schmalen Feldweg erfolgt. Dankenswerterweise wird dies von Vizebürgermeister Leopold Schagl (Gemeinde Matzendorf-Hölles) durchgeführt.

Auch auf der Nachbarfläche des Naturdenkmals wird es schon bald bunt blühen: Im Herbst 2022 wurde vom LPV im Auftrag der ASFINAG regionales Trockenrasen-Wildblumensaatgut ausgesät, damit hier eine ökologische Ausgleichsfläche entstehen kann. Seit 2023 pflegen wir die Fläche jährlich gemeinsam mit dem Naturdenkmal.

Fakten
Ansicht
Tolle Unterstützung mit dem Rechen bei der Pflege

Impressionen

Große Kuhschelle (Pulsatilla grandis).

Große Kuhschelle

Eine auffallende Erscheinung auf den Trockenrasen Ostösterreichs ist die Große Kuhschelle (Pulsatilla grandis). Mit ihren großen, lila-violett bis purpurfarbenen Blüten ist sie im Frühling kaum zu übersehen. An geeigneten Standorten ist die Große Kuhschelle nicht selten, da ihre Lebensräume jedoch stark bedroht sind, ist sie gefährdet und EU-weit geschützt. Die Samen brauchen zum Keimen und Entwickeln offenen Boden - ohne Mahd oder Beweidung kann sie sich im Grasfilz nicht verjüngen und wird über die Jahre sukzessive weniger.

Gottesanbeterin

Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) gehört zu den Fangschrecken. Ihren Namen verdankt sie der Haltung ihrer vorderen Fangbeine, die an menschliche Händen beim Gebet erinnert. So sitzt sie reglos in der Vegetation, beobachtet und packt blitzschnell zu, wenn ein Insekt oder eine Spinne in Fangdistanz vorbeikommt. Die Fortpflanzung erfolgt im Sommer und Frühherbst. Dabei klebt das Weibchen ein Gelege mit mehreren hundert Eiern an Grashalmen oder kleinen Ästen bodennahe an. Umgeben sind die Eier von einem Schaum, der rasch aushärtet. Selten wird das Männchen in freier Wildbahn bei der Paarung vom Weibchen gefressen, wie vielfach zu lesen ist. Im Terrarium passiert das hingegen oft, da die Männchen nicht flüchten können. Die erwachsenen Gottesanbeterinnen sterben spätestens mit dem ersten Frost. Die Jungen schlüpfen Ende April bis Mai des nächsten Jahres, sie entwickeln sich bis zu Sommer zu voller Größe.

Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa)