Mehr als 1.300 Tier- und Pflanzenarten
Das mit knapp 5.000 Quadratmetern sehr kleine Naturdenkmal Trockenrasen Tattendorf beherbergt eine herausragende biologische Vielfalt. Die Fläche war ursprünglich im Eigentum der Agrargemeinschaft, die Gemeinde Tattendorf erwarb sie im Zuge eines Grundstückstausches und beantragte mit Erfolg die Unterschutzstellung als Naturdenkmal.
2016 wurden im Rahmen eines EU-geförderten Projekts Pflanzen, Landschnecken, Heuschrecken, Käfer, Schmetterlinge, Ameisen, Wildbienen und Wespen erhoben. Mit über 1.300 Tier- und Pflanzenarten wurde eine für die kleine Fläche unerwartet hohe Artenvielfalt nachgewiesen.
Historisch befand sich hier eine riesige Hutweide, auf der Weidetiere grasten und durch Beweidung und die Arbeit der Hirten kaum Sträucher aufkommen konnten. Große Pflanzenfresser sucht man in der Region mittlerweile vergebens, die Nutztierhaltung wurde ab Mitte des letzten Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Damit veränderte sich auch die Hutweide, die Verbuschung und Verwaldung schritt voran, Teile wurden als Windschutz auch aufgeforstet. Die bunte Trockenrasenvegetation blieb aber trotzdem da und dort erhalten, ein Glücksfall für Tiere und Pflanzen, die auf offene Landschaften angewiesen sind!
Auf den Trockenrasen des Naturdenkmals finden sich Besonderheiten wie Trauer-Nachtviole und Feinblatt-Lein. Auch die angrenzenden größeren Gebüschgruppen und Brachen, der Uferbewuchs der Piesting und Auwaldreste tragen zur biologischen Vielfalt in Tattendorf bei.
Um das Naturdenkmal Trockenrasen zu erhalten, findet einmal im Jahr auf unsere Initiative gemeinsam mit Kultur- und Ortsverschönerungsverein Tattendorf, Berg- und Naturwacht Thermenregion Ost und Gemeinde Tattendorf ein Pflegeeinsatz unter reger Beteiligung von Freiwilligen statt. Ziel ist es die Verbuschung auf der Fläche zu reduzieren. Bis 2022 wurden Teilflächen von einem örtlichen Landwirt gemäht, ab 2023 übernimmt der LPV die Mahd. Das Mähgut und geschnittene bzw. ausgehackte Büsche werden von der Gemeinde Tattendorf abtransportiert.
Impressionen
Sperbergrasmücke
Die Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) kommt in Österreich nur im Osten vor. Sie wohnt in dornigen Sträuchern halboffener Landschaften. So kann sie im dichten Gebüsch nisten und auf den Offenlandbereichen auf Nahrungssuche gehen. Auffällig ist das Männchen mit seiner Sperber-ähnlich gezeichneten Körperunterseite und den leuchtend gelben Augen. Für ihr Fortbestehen ist ein Mosaik an Lebensräumen in unserer Landschaft von großer Bedeutung!
Schmalblatt-Lein
Der Schmalblatt-Lein (Linum tenuifolium) ist außerhalb der Blütezeit mit seinen feinen Blättern nur schwer zu finden. Von Juni bis August blüht er in blasslila bis fast weiß. Die ölreichen Samen sind bei vielen Kleinsäugern, von Zieseln über Feld-Hamster bis zu Mäusen sehr beliebt, da sie Energie für den Winter geben.