Schon zum fünften Mal fand die Umweltbaustelle „Vielfalt am Alpen-Ostrand“ des Österreichischen Alpenvereins - Sektion Liesing-Perchtoldsdorf - zusammen mit dem Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken und der Gemeinde Pfaffstätten statt. Wir - elf Freiwillige und drei Projektleiter*innen - arbeiteten in Pfaffstätten eine Woche lang für die Natur.
Mit Astschere, Säge und Krampen wurden Sträucher entfernt. So wird sichergestellt, dass die für biologische Vielfalt und Klimaschutz wertvollen Trockenrasen des Naturschutzgebietes Glaslauterriegel-Heferlberg-Fluxberg erhalten bleiben und sich nicht in Wald verwandeln.
Die elf Freiwilligen - darunter zwei Teilnehmerinnen aus Deutschland - trafen am Sonntag 31.07. in Pfaffstätten ein. Als gemütliche Unterkunft dient nach fünfjähriger Tradition die Sportunion Pfaffstätten. Irene Hametner, Kulturreferentin der Sportunion Pfaffstätten, sorgte dafür, dass wir uns in unserer Unterkunft sofort wie zuhause fühlten.
Nach einer Begrüßung von Projektleiter*innen Irene und Jennifer und erstem Kennenlernen entdeckten wir das Naturschutzgebiet bei einer ausgedehnten Exkursion. Geleitet wurde diese von Irene, Naturschutzreferentin des Alpenvereins- Sektion Liesing-Perchtoldsdorf und Biologin des Landschaftspflegevereins. Sie erklärte, warum Trockenrasen ökologisch so wertvoll sind, heutzutage von Verbuschung bedroht sind, und warum die geleistete Landschaftspflege während der Umweltbaustelle so wichtig für den Erhalt dieser Lebensräume ist. Pflanzen und Tiere, die wir am Weg entdeckten, sorgten für spannende Stopps.
Die müden Beine und rauchenden Köpfe unserer Teilnehmer*innen wurden am Abend beim Heurigen Polt-Österreicher bei köstlichem Essen und Getränken abgekühlt. Nach einer herzlichen Begrüßung von Bürgermeister Christoph Kainz und Biosphärenpark-Botschafter Tassilo Rodlauer stießen alle mit einem Glas Wein auf die kommende Woche an. Die Kulinarik kam die Woche insgesamt nicht zu kurz. Pfaffstätten bewies seine Gastfreundlichkeit und lud alle Teilnehmer*innen täglich zum Abendessen beim Heurigen ein. Auch die Bio-Lebensmittel für das Frühstück wurden von der Gemeinde gesponsert.
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag begann die Arbeit an ausgewählten, naturschutzfachlich wertvollen Flächen. Die meiste Zeit verbrachten wir bei der Gasleitung am Glaslauterriegel, am Fluxberg arbeiteten wir einen Tag lang. Ehemalige Rodungsflächen verwandelten sich über die letzten Jahre in ökologisch wertvolle Trockenrasen, jedoch muss stellenweise mit Krampen, Astschere, Geschick und Teamgeist nachgeholfen werden. Gemeinsam hackten und schnitten wir Büsche aus. Bei den vielfältigen Tätigkeiten wurden die verschiedenen Stärken aller Teilnehmerinnen genutzt - wir sind stolz darauf, was wir gemeinsam als Gruppe schaffen konnten! Montags freuten wir uns über zusätzliche Unterstützung von drei Mitgliedern des Alpenverein Austria sowie einem weiteren Freiwilligen mit Freischneidegerät.
Sonne und Hitze waren unsere größten Gegner, deswegen klingelte der Wecker schon um fünf Uhr morgens. Mit Gesang, Gesprächen und Witzen sorgten wir dafür, dass die Arbeit Spaß machte. Gestärkt wurden wir mit Bio-Jausen und Mittagessen mit Brot, Obst, Gemüse und regionalen Bio-Produkten vom Bioschafhof Sonnleitner, dessen Schafe die Trockenrasen im Naturschutzgebiet beweiden.
Nach getaner Arbeit verbrachten wir unsere Nachmittage im Schwimmbad, mit dem Genießen eines Eiskaffees, mit Volleyball, Rätselraten und Gesellschafts-Spielen.
Dienstags fand die vom Landschaftspflegeverein angebotene öffentliche Nachtführung „Nachtleben in der Steppe“ statt, die sich vor allem um Nachtfalter und Fledermäuse drehte. Mit Fledermaus-Detektoren machte Jennifer, Mitarbeiterin des Landschaftspflegevereins, die Rufe der Fledermäuse auch für Menschen hörbar. Am Endpunkt der Führung landeten wir staunend beim Insekten-Leuchtturm des Schmetterlings-Experten Peter Buchner, der uns mitreißend über das Nachtleben am Trockenrasen erzählte.
Mittwoch war wohlverdienter Ruhetag, den die meisten Teilnehmer*innen in der Kletterhalle verbrachten. Parallel dazu fand im Rahmen des PULS-Pressepraktikums ein Pressegespräch statt, an dem Bürgermeister Christoph Kainz, Irene Drozdowski, Naturschutzreferentin des Alpenvereins- Sektion Liesing Perchtoldsdorf und Gründerin des Landschaftspflegevereins, und Melanie Frauendienst, Mitarbeiterin des Landschaftspflegevereins, den Jounralist*innen Rede und Antwort standen. Der gemeinsame Ruhetag wurde mit einer Grillfeier abgeschlossen, zu der wichtige Partner des Landschaftspflegevereins und der Alpenvereins-Sektion eingeladen waren. Mit dabei waren Bürgermeister Christioph Kainz und dessen Frau Katharina Kainz, Vizebürgermeister Viktor Paar, Umweltgemeinderat Matthias Schützl und Andreas Weiß, Direktor des Biosphärenpark Wienerwald. Die Sportunion Pfaffstätten wurde durch Vizepräsident Herbert Hametner und Kulturreferentin Irene Hametner vertreten.
Freitag war unser letzter Arbeitstag. Nach getaner Arbeit besuchten wir Schäfer Erich Frank, seine zwei Hütehunde und seine Krainer Steinschafe. Die Beweidung ist neben der Entbuschung durch Menschen ein wichtiger Faktor in der Erhaltung von Trockenrasen. Den letzten Abend ließen wir gemeinsam beim traditionellen Großheurigen in Pfaffstätten ausklingen, bevor wir uns am Samstag verabschieden mussten.
Die Trockenrasen im Naturschutzgebiet in Pfaffstätten zählen zu den arten- und insektenreichsten Offenland-Lebensräumen in Mitteleuropa. So konnten im rund 30 ha großen Naturschutzgebiet über 1.200 Schmetterlingsarten nachgewiesen werden. Mit der Pflege der Trockenrasen im Rahmen der Umweltbaustelle konnten wir bereits zum fünften Mal einen sehr wertvollen Beitrag zum Erhalt seiner biologischen Vielfalt leisten. Aufgrund der positiven Resonanz von allen Seiten, wird es auch 2023 wieder eine Umwelbaustelle in Pfaffstätten geben. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr!
Hier geht es zu den Berichten von 2018, 2019, 2020 und 2021.
Melanie, Teilnehmerin der Umweltbaustelle 2021, 2022.
Die Umweltbaustelle Vielfalt am Alpen-Ostrand wird vom Österreichischen Alpenverein - Sektion Alpenverein Liesing Perchtoldsdorf in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverein und der Gemeinde Pfaffstätten organisiert und durchgeführt. Die Sportunion stellt dankenswerter Weise ihr Vereinsgebäude als Quartier zur Verfügung. Sehr wertvolle organisatorische und wesentliche finanzielle Unterstützung leisten Alpenverein-Akademie und Alpenvereinsjugend Österreich. Die Trockenrasenpflege in Pfaffstätten wird außerdem von der Naturschutzstiftung Blühendes Österreich über das FLORA-Programm finanziell unterstützt. Weitere Partner sind der Naturschutzbund NÖ, die Grundeigentümer und der Biosphärenpark Wienerwald.
Wir danken allen Teilnehmer*innen und Partner*innen herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in unserer Netzwerk Natur Region Thermenlinie-Wiener Becken!