Heute trafen sich 51 naturinteressierte Besucher:innen, darunter viele Kinder, zu einer spannenden Nachtführung auf der Perchtoldsdorfer Heide, um gemeinsam den Artenreichtum der bunt blühenden Trockenrasen bei Nacht zu erkunden. Betreut wurde diese von den Biolog:innen Irene Drozdowski und Alexander Mrkvicka. Im Laufe des Abends konnten zahlreiche besondere Tiere und Pflanzen entdeckt werden, außerdem erfuhren die Teilnehmer:innen mehr über den naturschutzfachlichen Wert dieses Gebiets.
Zum Einstieg erfolgte ein kurzer geschichtlicher Rückblick: Offene Graslandschaften wie Steppen existierten bereits seit der Eiszeit. Anfangs wurden diese Flächen von großen Weidetieren wie Mammuts, Wollnashörnern, Auerochsen und Wisenten beweidet und dadurch offengehalten. Diese Tiere schufen Lebensräume, in denen sich auch konkurrenzschwächere Arten wohlfühlen konnten. Nachdem viele dieser Tierarten ausstarben oder vom Menschen verdrängt wurden, übernahmen Haustiere wie Rinder und Pferde ihre Rolle. Besonders zur Zeit der Monarchie beweideten große Herden diese offenen Gebiete und verhinderten so eine Verbuschung der Landschaft.
Durch die Beweidung entstand eine mosaikartige Struktur des Lebensraums, in der zahlreiche Pflanzen und Tiere ihre ökologische Nische fanden. Als sich die landwirtschaftliche Nutzung jedoch allmählich von der extensiven Beweidung zur intensiven Futtergewinnung verlagerte, etwa durch mehrfache Mahd im Jahr, gingen viele dieser Arten verloren. Gleichzeitig verlagerte sich die Viehwirtschaft zunehmend in bergige Regionen, und viele der früheren Aufgaben der Weidetiere wurden von Maschinen übernommen. In der Folge begann die einst über lange Zeit offen gehaltene Landschaft zu verbuschen und zu verwalden. Heute wird die Heide mit Schafen beweidet und bei Pflegeterminen mit Freiwilligen Büsche entfernt. Nur so kann dieser überaus wertvollen Lebensraum vor dem Zuwachsen bewahrt werden.
Während der Führung gab es auch die Möglichkeit, einige der auf der Heide vorkommenden Tier- und Pflanzenarten hautnah zu sehen. Diesmal konnten eine frisch geschlüpfte Ameisenjungfer (Euroleon nostras), eine Große Sägeschrecke (Saga pedo), ein Steirischer Fanghaft (Mantispa styriaca), der Gelbe Lauch (Allium flavum), die Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), die Goldschopf-Aster (Galatella linosyris) und die Steppen-Glockenblume (Campanula sibirica) bestaunt werden.
Außerdem durften die Kinder mit unserem Praktikanten Florian selbst auf die Suche nach kleinen Tieren gehen und diese mit Hile von Becherlupen vergrößert betrachten. Gemeinsam wurden die Funde besprochen und anschließend wieder freigelassen. Dabei landeten heute besonders viele Kurz- und Langfühlerschrecken in den Becherlupen.
Im Laufe des Abends lernten wir viel über im Flug jagende Räuber, wie Fledermäuse und Vogelarten wie Neuntöter und Turmfalken. Mit einem Fledermausdetektor versuchten wir, die Ultraschalllaute vorbeifliegender Fledermäuse einzufangen. Ziesel hingegen sind tagaktiv und schliefen zu dieser späten Stunde bereits tief und fest. Dennoch lernten wir einiges über diese typischen Vertreter der Heide.
Zum Abschluss wanderte die Gruppe zum höchsten Punkt der Heide, wo Insektenforscher Peter Buchner bereits einen Leuchtturm aufgebaut hatte. Das bläuliche Licht zog in der Dunkelheit zahlreiche Nachtfalter an, die dort entdeckt und bestaunt werden konnten.
Veranstalter war der Verein Freunde der Perchtoldsdorfer Heide. Wichtiger Kooperationspartner ist die Marktgemeinde Perchtoldsdorf.
Wer sich für die faszinierende Artenvielfalt in Perchtoldsdorf einsetzen möchte, ist herzlich eingeladen, bei der Heidepflegewoche (13. – 19.September) mitzuhelfen.
Surescha Habellöcker, Praktikantin