Über großes Interesse durften wir uns bei unserem diesjährigen Netzwerk Natur Region-Praxistag freuen. 41 Personen, darunter zahlreiche Bauhofmitarbeiter:innen und Gemeinderät:innen aus 19 Gemeinden sowie vier unserer Praktikant:innen, nahmen daran teil. Dieses Mal standen invasive Neophyten – gebietsfremde Pflanzenarten, die sich stark ausbreiten, im Fokus. Sie verursachen zum Teil Schäden an Gebäuden und Verkehrswegen, schwerwiegende Probleme für die heimische Biodiversität, Land- und Forstwirtschaft sowie beim Hochwasserschutz und stellen mitunter auch ein Risiko für die Gesundheit dar (z. B. durch teils schwere Allergien oder Hautreaktionen).
Zu Beginn der Fortbildung gaben LPV-Neophyten-Experte Alex Mrkvicka, der im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit im Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien viel mit invasiven Neophyten zu tun hat, und LPV-Ökologin Irene Drozdowski eine Einführung in die problematischsten invasiven Neophyten der Region. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den nichtheimischen Goldruten (Solidago canadensis und Solidago gigantea), Ragweed (Ambrosia artemisiifolia), Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), Japanischem Staudenknöterich (Fallopia japonica), Götterbaum (Ailanthus altissima) und Schmalblättrigem Greiskraut (Senecio inaequidens). An Anschauungsbeispielen wurden zunächst die invasiven Pflanzen hergezeigt, um die künftige Bestimmung zu erleichtern. Danach wurden Ausbreitungswege darunter oft unbeabsichtigte Verschleppungen mit Erde, in Reifenprofilen u.a. sowie Möglichkeiten zur Bekämpfung der einzelnen Arten besprochen und Erfahrungen aus den einzelnen Gemeinden diskutiert.
Im Praxisteil konzentrierten wir uns dann gezielt auf den Götterbaum (Ailanthus altissima). Dieser war aufgrund seiner Stockausschläge und dem starken Austrieb von Wurzelausläufern bis vor einigen Jahren nur schwer zu bekämpfen. Mittlerweile hat sich der Einsatz des Präparats AILANTEX sehr bewährt. Dieses Mittel, entwickelt im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität für Bodenkultur, nutzt den heimischen Welkepilz Verticillium nonalfalfae, um die Bäume innerhalb von ein bis zwei Jahren zuverlässig zum Absterben zu bringen. Die Teilnehmer:innen konnten die Methode direkt vor Ort selbst erproben und Götterbäume mit dem Welkepilz beimpfen. Für die Anwendung von AILANTEX ist ein Sachkundenachweis Pflanzenschutz im Betrieb notwendig.
Die Praxisübung fand auf einer Böschung der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bei der Station Guntramsdorf-Thallern statt – in enger Kooperation mit der ÖBB (vor Ort: Thomas Schuh, Nachhaltigkeitskoordinator Bahnökologie). Eingeladen waren auch die Gemeinden des Naturparks Föhrenberge sowie der KLAR!-Thermenlinie (vor Ort mit dabei war Luisa Schauer, Geschäftsführerin der KLAR!-Region). Erfolgreiche Bekämpfung ist nur durch gemeindeübergreifende Zusammenarbeit möglich und wenn möglichst viele Gemeinden diesbezüglich aktiv sind. Beim Praxistag vertreten waren die Gemeinden Achau, Baden, Bad Fischau-Brunn, Bad Vöslau, Brunn am Gebirge, Ebreichsdorf, Enzesfeld-Lindabrunn, Gumpoldskirchen, Guntramsdorf, Hinterbrühl, Kaltenleutgeben, Kottingbrunn, Laxenburg, Oberwaltersdorf, Mödling, Pfaffstätten, Reisenberg, Traiskirchen und Wiener Neudorf.
Der Austausch zwischen den Gemeinden war wie immer besonders wertvoll: Erfahrungen wurden geteilt, neue Kontakte geknüpft und das gemeinsame Ziel, die wirksame Eindämmung invasiver Neophyten, weiter gestärkt. Wir freuen uns, dass so viele Vertreter:innen aus der Region aktiv dabei waren!
Invasive Neobiota in der Region melden:
Mit Hilfe der kostenlosen App iNaturalist können Funde invasiver, nicht heimischer Pflanzen und Tiere in unserer Region dokumentiert und damit strategischer bekämpft werden. Gleichzeitig entsteht durch die automatische Einspielung der Fundmeldungen in das vom LPV erstellte Projekt „Neobiota Netzwerk Natur Region Thermenlinie - Wiener Becken“ ein besseres Bild zur Verbreitung in der Netzwerk Natur Region und für mögliche Kooperationen, um die Arten einzudämmen und ihre weitere Verbreitung zu verhindern.
Sandra Girsch, Landschaftspflegeverein