Naturwiese im Sommer - Naturführung im Begrischpark

Führungsteilnehmer:innen im Begrischpark
Schachbrettfalter und Widderchen
Veränderlicher Ölkläfer auf Jakobs-Greiskraut
Naturwiese im Begrischpark
Bei der Naturführung im Begrischpark
Schachbrettfalter
Widderchen auf Kugellauch

Heute Abend versammelten sich 22 naturbegeisterte Personen im Begrischpark der Marktgemeinde Perchtoldsdorf, um an der Führung durch die Naturwiesen des Parks teilzunehmen. Unsere Biolog:innen Irene Drozdowski und Alexander Mrkvicka ermöglichten faszinierende Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt dieses besonderen Lebensraums mitten im Siedlungsgebiet.

Zum Einstieg erfolgte ein kurzer geschichtlicher Rückblick: Die Existenz von Steppen, also offenen Graslandschaften, reicht bis in die Eiszeit zurück. Anfangs wurden die Flächen von Mammuts, Wollnashörnern, Auerochsen und Wisenten beweidet und dadurch offengehalten. Nach deren Ausrottung bzw. Verdrängung durch den Menschen, wurde diese Rolle von Nutztieren übernommen. Durch die Beweidung wurde die Verbuschung und somit der Verlust dieser wertvollen Flächen verhindert. Zudem wurde eine mosaikartige Strukturierung des Lebensraums geschaffen, in der zahlreiche Pflanzen und Tiere ihre ökologische Nische finden konnten. Im Laufe der Zeit verlagerte sich die Landnutzung jedoch von der Beweidung hin zur Futtergewinnung durch Mahd. Die zu intensive Nutzung mit mehreren Schnitten pro Jahr führte zum Verlust von vielen Tier- und Pflanzenarten.

Im Jahr 2020 wurde das Projekt „Insektenhighway“ ins Leben gerufen, welches in Kooperation mit der Marktgemeinde Perchtoldsdorf und dem Verein Freunde der Perchtoldsdorfer Heide entstanden ist. Im Rahmen des Projekts wurden einige Grünflächen, so auch die Wiesen im Begrischpark, ökologisiert und auf eine einmalige Mahd umgestellt. Durch diese Maßnahme konnte erreicht werden, dass sich seltene Insekten- und Pflanzenarten wiederangesiedelt haben. Zu diesen Arten zählen diverse Orchideenarten wie die Hummel- (Ophrys fuciflora) und Bienenragwurz (Ophrys apifera). Diese ahmen mit ihrer Färbung das Aussehen von Weibchen bestimmter Hummel- und Bienenarten nach und locken somit Männchen an. Noch bevor das Männchen die Täuschung bemerkt, trägt es bereits das Pollenpaket der Pflanze auf dem Kopf und transportiert es zur nächsten Blüte.

Die Naturwiesen im Begrischpark sind nicht nur ein Ort der Erholung für uns Menschen, sondern sollen durch das Projekt „Insektenhighway“ auch als Raststätte für zahlreiche Bienenarten dienen. In einer Erhebung wurde festgestellt, dass im Naturdenkmal Hochberg insgesamt 101 Wildbienenarten vorkommen. Auf der Perchtoldsdorfer Heide sind 178 der 600 in Niederösterreich heimischen Wildbienenarten ansässig. Die Artzusammensetzung unterscheidet sich trotz der Ähnlichkeit der Lebensräume jedoch sehr. Um diese beiden Flächen miteinander zu vernetzen und die für einige Bienenarten unüberwindbare Strecke von einem Kilometer zu verkürzen, stellen die Naturwiesen im Begrischpark einen idealen Trittstein dar.

Durch den neuerlangten Magerwiesencharakter auf Teilen der Wiesenflächen konnte während der Führung eine für diesen Lebensraum typische Schmetterlingsart, der sogenannte Schachbrettfalter (Melanargia galathea), bewundert werden. Namensgebend ist dabei dessen Flügelfärbung, welche an Schachbrettfelder erinnert. Weiters wurden auf einem Kugellauch (Allium sphaerocephalon) zwei Vertreter der Familie der Widderchen (Zygaenidae) entdeckt und fotografiert. Auch ein Veränderlicher Ölkäfer (Mylabris variabilis), der sich gerade auf dem Jakobs-Greiskraut (Jacobaea vulgaris) befand, tappte in die Fotofalle.

Veranstalter war der Verein Freunde der Perchtoldsdorfer Heide. Wichtiger Kooperationspartner ist die Marktgemeinde Perchtoldsdorf.

Wer sich für die faszinierende Artenvielfalt in Perchtoldsdorf einsetzen möchte, ist herzlich eingeladen, bei der Heidepflegewoche (13. – 19. September) mitzuhelfen.

Patricia Wachter, Praktikantin des Landschaftspflegevereins