Stockfräsen-Einsatz auf den Trockenrasen in Perchtoldsdorf, Pfaffstätten und Winzendorf

zwei Männer mit Greenclimber-Stockfräse
Mann mit Stockfräse im Trockenrasen
zwei Männer mit Rechen im Trockenrasen
Stockfräse mit Fräselöchern
Freiwillige am Trockenrasen verschließen Fräselöcher
Halbtrockenrasen nach Einsatz einer Stockfräse
Steilhang mit Trockenrasen nach Stockfräseneinsatz
Förderlogo
Mann am Steilhang
Trockenrasen mit Gebüschen
Trockenrasen mit Gebüschen
Trockenrasen mit offenen Bodenstellen
Trockenrasen mit Gebüschen
Trockenrasen mit offenem Boden
Halbtrockenrasen mit Gebüschen
Trockenrasen mit offenem Boden

In den von uns betreuten Trockenrasen-Gebieten - allesamt Hotspots der biologischen Vielfalt in unserer Region mit zahlreichen seltenen und gefährdeten Arten - investieren wir viel Zeit in das schonend großteils händisch durchgeführte Entbuschen mit zahlreichen Freiwilligen und Schulen. Durch Schneiden mit Maschinen wie Motorsense und Freischneiden würden hingegen viele Tiere, im Besonderen Insekten wie die seltene Sägeschrecke (Saga pedo), aber auch Reptilien wie die Schlingnatter (Coronella austriaca) getötet, weil sie nicht rasch genug flüchten können. Bei händischer Arbeit überleben sie die Pflege und die Gebüsche können kleinflächig mosaikartig entfernt werden, was für viele Tierarten wichtig ist, denn viele Arten sind aus vielerlei Gründen auf die Verzahnung von Gebüschen mit Trockenrasen angewiesen.

Bei unseren Pflegeterminen werden alle Gehölze, bei denen dies möglich ist herausgehackt, um sie nachhaltig loszuwerden. Dazu gehören Ausläufer treibende Arten wie Liguster und Blutroter Hartriegel, aber auch , Berberitze, junge Eschen und einige mehr. Es gibt jedoch einige Gehölze, die gleich zu Beginn ihres Lebens tiefe Wurzeln treiben und auch mit großer Anstrengung nicht ausgehackt werden können. Dazu gehören  Flaumeiche, Mehlbeere, Linden und Eschen, die zu einem gewissen Anteil auch als Gehölze auf den Flächen erwünscht sind, aber auch Nussbaum und Hasel. Diese müssen wir zurückschneiden, doch treiben sie gerade in Jahren wie heuer, in denen es regelmäßig regnet, stark nach und machen so jedes Jahr viel Arbeit bei der Pflege.

Im Rahmen unseres Biodiversitäts-Fonds-Projektes "Wiederherstellung, Erhaltung und Vernetzung von Trockenrasen an der Thermenlinie in NÖ" war es über die Fördergelder nun erstmals möglich, in fünf wertvollen Trockenrasen-Gebieten - Gießhübler Heide und Symposion Lindabrunn 2024 und Perchtoldsdorfer Heide, Blosenberg in Winzendorf und Naturschutzgebiet Heferlberg-Glaslauterriegel-Fluxberg in Pfaffstätten 2025 - ein ferngesteuertes Raupenfahrzeug mit Stockfräse (Green Climber) einzusetzen, um zahlreiche Laubgehölz-Stöcke sehr gezielt und bodenschonend herauszufräsen und somit nachhaltig zu entfernen. Durchgeführt wurden die Arbeiten von der Firma Kreitl, deren Mitarbeiter hervorragend auf unsere hohen Ansprüche an größtmögliche Bodenschonung und sehr gezielter Bearbeitung der Stöcke eingingen. Wir danken Julian Kreitl und seinem Team herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit! Das anschließende Zurückrechen der ausgeworfenen Erde in die Fräselöcher wurde mit vollem Einsatz von unseren Praktikant:innen und den Teilnehmer:innen der Umweltbaustelle in Pfaffstätten unterstützt. So gingen die Arbeiten deutlich rascher voran und es konnten mehr Stöcke pro Tagwerk gefräst werden, als ursprünglich geplant. Insgesamt wurden so mehr als 3.500 Laubholz-Stöcke aus den Trockenrasen und Halbtrockenrasen nachhaltig entfernt.

Als Zeitpunkt für das Fräsen haben wir bewusst die Sommerzeit gewählt, da sich im Winter unter Wurzelstöcken z.B. in ehemaligen Kleinsäugerbauten Reptilien wie die Smaragdeidechse (Lacerta viridis) zur Überwinterung zurückziehen, die dann mitgefräst würden. Auf der Perchtoldsdorfer Heide mit dem Zieselbestand wurden die Arbeiten im Juli durchgeführt - die Ziesel-Jungen sind dann schon selbständig unterwegs und weniger sensibel und die Tiere sind noch nicht im Winterschlaf, der beim Ziesel oft schon im August angetreten wird. In der Nähe von Bauteneingängen wurde nicht gefräst.

Mit den Stockfräsen-Einsätzen haben wir viele wertvolle Erfahrungen sammeln können, die wir hier als Resumee gerne an alle Interessierten weitergeben möchten:

  • Das Raupen-Fahrzeug Greenclimber mit angebauter Stockfräse arbeitet (bei professioneller Bedienung wie durch die Mitarbeiter der Fa. Kreitl) bei trockenem Wetter sowohl auf ebenen als auch auf sehr steilen Flächen bei der Fortbewegung ohne wesentliche Bodenverwundung und ist somit hervorragend für den Einsatz auf sensiblen Trocken- und Halbtrockenrasenflächen geeignet. Durch die Einsätze auf den Flächen waren nur geringfügig Fahrspuren durch niedergedrückte Vegetation zu erkennen, nach einigen Tagen waren auch diese geringfügigen Spuren nicht mehr wesentlich erkennbar.
  • Die Stockfräse arbeitet sehr gezielt mit einem sehr kleinen Fräsradius, wodurch auch kleine Stöcke gut ausgefräst werden können, ohne die Vegetation rundherum zu zerstören. Die Frästiefe beträgt ca. 20cm.
  • Wenn möglich, empfiehlt es sich, die Flächen vor dem Fräsen zu beweiden. Die Stöcke sind dann für den gezielten Einsatz noch besser erkennbar.
  • Dünne Stockausschläge können problemlos am Stock belassen werden und müssen nicht im Vorfeld entfernt werden. Das Holz des Stocks wird sehr gut zerkleinert, lediglich längere Stockausschläge müssen zusammengesammelt und von der Fläche entfernt werden.
  • Werden Erde und Holzspäne gleich nach dem Fräsen mit einem Rechen in das entstandene Loch gerecht, sind nur mehr die offenen ebenen Erdflächen an den Positionen der gefrästen Stöcke sichtbar. Wir empfehlen, hierfür zwei bis drei Personen einzurechnen, sodass die Erde möglichst vollständig zurückgerecht und die Löcher entsprechend sorgfältig geschlossen werden können.
  • Die Erdflecken können entweder mit regionalem Trockenrasen-Saatgut (optimal von der Fläche selbst) besät werden oder – wie in unserem Projekt – die Keimung von Samen aus der Samenbank im Boden abgewartet werden. Hinweis: In Gebieten mit höherem Wildschwein-Bestand wühlen die Wildschweine z.T. über den folgenden Winter in den Fräsebereichen nach Larven von Rosenkäfern, die den Holzanteil im Boden abbauen und öffnen Löcher wieder. Die Wiederbegrünung dauert dann entsprechend etwas länger.
  • Ein praktischer Vergleich mit anderen Fräsegeräten parallel zum Projekt (schwerere Fräse mit größerem Fräserad) bzw. mit einer manuell geschobenen Handfräse (entlang einer Straße) zeigte die erheblichen oben angeführten Vorteile des Greenclimbers.
  • Unser Fazit: Das Raupengerät Greenclimber mit Stockfräse ist bei professioneller Bedienung hervorragend geeignet, unerwünschte, jährlich stark nachtreibende bzw. tief wurzelnde Gehölze (z.B. Hasel, Flaumeiche, Pappel, Nuss, Esche) in Trocken- und Halbtrockenrasen sehr gezielt und ohne Schäden an der umgebenden Trockenrasen-Vegetation zu entfernen und ist – so verfügbar – auf Grund des geringeren Gewichtes und der guten Gewichtsverteilung durch die Raupen jedenfalls einem Traktor mit Stockfräse oder schwereren Raupengeräten vorzuziehen.

Der Stockfräsen-Einsatz in unserem Projekt "Wiederherstellung, Erhaltung und Vernetzung von Trockenrasen an der Thermenlinie in NÖ" wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft und die EU Next Generation gefördert.