Die biologisch wertvollen Feuchtgebiete in Moosbrunn beherbergen Niedermoorflächen, Mähwiesen und ein bemerkenswertes Repertoire an unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten im Natura 2000-Gebiet Feuchte Ebene - Leithaauen. Botanische Seltenheiten wie Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris), Feuchtwiesen-Prachtnelke (Dianthus superbus), Gewöhnlich-Simsenlilie (Tofieldia calyculata) oder Kanten-Lauch (Allium angulosum) blühen in diesem herausragenden Naturgebiet.
Eine besondere Rarität ist das Moor-Wiesenvögelchen (Coenonympha oedippus) - ein Tagfalter, der abgesehen vom Vorkommen in Moosbrunn österreichweit nur an einem einzigen Standort in Vorarlberg nachgewiesen ist. Die erwachsenen Tiere benötigen Feuchtwiesenlebensräume, in denen das Schilf nicht zu dicht steht. Die unauffälligen Raupen leben in Pfeifengrashorsten.
Aufgrund der unrentablen und fehlenden Bewirtschaftung breiten sich Schilf und Gehölze in den letzten Jahrzehnten aus, dies führte zu einem starken Rückgang der seltenen Niedermoor-Arten. Wird das Schilf zu dicht, findet auch das Moor-Wiesenvögelchen keine geeigneten Bedingungen zur Ei-Ablage vor.
Um den Lebensraum des seltenen Tagfalters zu erhalten arbeiteten heute elf Freiwillige einen ganzen Tag lang mit Rechen, Motorsense und Motorsäge. Um die hohen Ansprüche des Moor-Wiesenvögelchens zu erfüllen, wurde das Schilf mosaikartig mit der Motorsense gemäht und Schilfhalme händisch geschnitten. Gemeinsam rechten die Freiwilligen das Mähgut zusammen und transportierten es mit Planen von der Fläche. Einzelne kleine Gehölze wurden mit der Motorsäge geschnitten.
Während der Pflegearbeiten entdeckten die Freiwilligen die zigarrenförmigen, länglichen Gallen der Schilf-Halmfliege (Lipara lucens). Das Weibchen legt das Ei in die Sprosspitze des Schilfes, später frisst sich die frisch geschlüpfte Larve durch die Pflanze. Dabei wird das Längenwachstum der Pflanze gestoppt, stattdessen bildet sich die auffällige Galle.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen freiwilligen Helfer*innen die trotz anfänglicher kalter Zehen tatkräftig mitgeholfen haben! Mit dabei war auch diesmal wieder Altbürgermeister Gerhard Hauser, der nicht nur engagiert mitarbeitete, sondern die Freiwilligen auch mit Punschkrapfen versorgte.
Ihr seid ein wichtiger Teil der Netzwerk Natur Region - unseres Netzwerks an Menschen für ein Netzwerk an Naturflächen - an der sich bereits 25 Gemeinden, 2 Wiener Bezirke und zahlreiche Vereine, Schulen, Landwirt*innen und Unternehmen der Region Thermenlinie-Wiener Becken beteiligen.
Die Pflegemaßnahmen werden im Rahmen des Biodiversitätsfondsprojekt „Wiederherstellung der Lebensräume seltener und gefährdeter Arten im Niedermoor-Gebiet Herrngras“ von der Europäischen Union - NextGenerationEU finanziert. Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.
Die Pflege-Maßnahmen im Herrngras in Moosbrunn finden in Kooperation mit dem Grundeigentümer ORS, der Gemeinde Moosbrunn, der Jäger- und Bauernschaft Moosbrunn und in fachlicher Kooperation mit der NÖ Schutzgebietsbetreuung statt.
Weitere Infos zu unseren Pflegeaktionen im Herrngras findest du hier:
- Erstmaßnahmen mit Mulchraupe 2020
- Erste Pflegetermine im Sommer 2020
- Erstmaßnahmen mit Mulchraupe 2021
- Pflegetermine im Winter, Sommer und Herbst 2021
- Pflegetermine im Winter, Sommer und Herbst 2022